Geschichte der Kontaktlinse

 

16. Jahrhundert Bereits Leonardo da Vinci (einer der vielseitigsten Künstler und Denker seiner Zeit, er lebte von 1452-1519) unternahm folgenden Versuch:Um den Zustand zu erreichen, den man beim Sehen unter Wasser erlebt, legte er eine wassergefüllte Glasschale auf das Auge. Vielleicht waren diese Glasschalen die ersten Urahnen unserer heutigen Kontaktlinsen. Ungeklärt blieb jedoch bis heute, ob er sich der vollen Bedeutung seines Versuchs bewusst war. Zumindest entdeckte er das Prinzip der Tränenflüssigkeitslinse.

17. Jahrhundert Im Jahre 1636 beschrieb René Descartes ein mit Wasser gefülltes Röhrchen, welches mit einem Ende an das Auge gehalten werden konnte.
18. Jahrhundert Im 18. Jahrhundert wollte dann Thomas Young (1773 - 1829), ein englischer Arzt und Physiker, die Brechkraft seines Auges ändern. Er füllte Wasser in kleine konvexe Linsen mit Wachskragen, drückte sie gegen sein Augen und machte sich so künstlich kurzsichtig.
1801 1801 beschreibt Thomas Young ein Instrument, das er entwickelt hat um die Akkommodation des menschlichen Auges zu untersuchen. Es besitzt schon eine größere Ähnlichkeit zu einer Kontaktlinse. Es besteht aus einem etwa 5 mm langen Rohr, an dessen einem Ende ein Mikroskopobjektiv von ca. 20 mm Brennweite befestigt ist. Das mit Wasser gefüllte Rohr wird so auf das Auge gesetzt, dass die Hornhaut vollständig mit dem Wasser in Kontakt tritt. Dadurch wird das Auge künstlich Übersichtig gemacht. Durch das Vorschalten weiterer Linsen kann die Rechtsichtigkeit zurückgewonnen werden. Auch Thomas Young versucht nicht mit diesem Instrument eine Fehlsichtigkeit zu korrigieren.
1827 Der Physiker und Astronom John F. Herschel (1792-1817) beschreibt das System der heutigen einfachen Kontaktlinsen. John F. Herschel wurde bekannt durch seine Arbeiten über das Spektrum und die Interferenz des Lichts. Er ist der Erfinder des Wortes "Photographie". Er selbst litt unter einer starker unregelmäßiger Hornhautverkrümmung (= irregulärer Astigmatismus). Er bewies, dass eine mit Gelatine unterfütterte Glasschale sein Sehvermögen bessern konnte und war wohl der erste Mensch, der eine "Kontaktlinse" zur Korrektur des Astigmatismus benutzte.
1886 Bereits im Jahre 1886 experimentierte der Pariser Augenarzt Galezowski mit Gelatineplättchen, die er sowohl als Verbandschale, als auch als Medikamententräger nach Katarakt-Operationen (Grauer-Star-Operationen) erfolgreich einsetzte.
1887 Als erster stellte wohl der Glasbläser Friedrich Adolf Müller (1838 - 1879), aus Wiesbaden, aus mundgeblasenen Glaskugeln Corneal- und Skleralschalen her. Einer seiner Nachkommen soll bereits 1890 die eigene Kurzsichtigkeit von -14,0 Dioptrien mit einer gläsernen Corneosclerallinse korrigiert haben. Es ist jedoch verständlich, dass gute Sehleistungen damit nicht zu erreichen waren, da weder die genaue Berechnung noch die exakte Herstellung von Glaslinsen damals möglich waren. Die Nachkommen von Müller stellen noch heute in der gleichnamigen Firma in Wiesbaden künstliche Augen her. In ihrer Haussammlung gibt es Raritäten wie eine ägyptische Augenprothese aus Elfenbein, 4500 Jahre alt, oder künstliche Augen aus emailliertem Silber, schließlich sogar die Augenprothese eines Dressurpferdes.
1888 Im Jahre 1888 wurden dann tatsächlich die ersten Kontaktlinsen durch den Augenarzt Dr. Eugen Fick (geboren 1854 in Marburg) in der Schweiz angepasst. Es waren aus Glas geblasene Schalen. Sie konnten für einen Zeitraum von maximal 2 Stunden getragen werden. Er ging von der Vorstellung aus, die unregelmäßig gekrümmte Hornhaut durch Kontaktgläser und eine den Zwischenraum ausfüllende Flüssigkeit zu korrigieren. An 17 Patienten erprobte die Methode erfolgreich, bevor er 1888 seine Doktorarbeit "eine Contactbrille" veröffentlichte.
1888 Im selben Jahr experimentierte der Augenarzt Eugene Kalt (geboren 1861 im Elsass), Augenarzt in Paris, mit kleinen gläsernen Schälchen, die auf der Hornhaut schwammen. Diese Glasschälchen besaßen zunächst keinerlei optischen Schliff. Später verwendete Eugene Kalt dann geschliffene Gläser mit einer Brechkraft zwischen 1 und 2 Dioptrien. Dies ist das Prinzip der heutigen Kontaktlinsen, die allerdings nicht mehr aus Glas bestehen. Kalt gilt somit als Erfinder der Kontaktlinsen.
 
1889 August Müller (geboren 1864 in Mönchengladbach), er litt selbst unter starker Kurzsichtigkeit, promovierte 1889 mit der Doktorarbeit "Brillengläser und Hornhautlinsen", in der er exakt die Wirkungsweise von Kontaktlinsen beschrieb. Müller setzte seine Theorie in die Tat um und konnte die eigene Kurzsichtigkeit tatsächlich korrigieren.
1896 Die Anordnung von Thomas Young (s.o.) wird in verfeinerter Form von Lohnstein und Siegrist um 1896 als "Hydrodiaskop" zur Korrektion von Sehfehlern, die auf Deformationen oder Unregelmäßigkeiten der Hornhautvorderfläche (regelmäßiger und unregelmäßiger Astigmatismus, Keratokonus) zurückzuführen sind, Anwendung fand. Das Hydrodiaskop ist eine kleine Kammer, die mit O,85%iger Kochsalzlösung gefüllt und so über das Auge gestülpt wird, dass das Auge, sowie ein Teil der Lider in die eine Kochsalzlösung tauchen. Die Ränder der Kammer liegen auf den Lidern und anderen augennahen Hautpartien auf und sind durch einen Weichgummiwulst abgedichtet. Das Auge bildet die hintere Kammerwand; die vordere Kammerwand besteht aus einer Glasscheibe oder einer Linse. Das Hydrodiaskop hat sich in der Praxis nicht sehr bewährt; es wurde als Korrektionsmittel sehr bald durch die Kontaktlinse abgelöst.
1911 Carl Zeiss fertigt die ersten Passlinsen, eine Anzahl gläserner "Kontaktlinsen" in unterschiedlichen Stärken.
1918 Carl Zeiss erhält ein Patent für Kontaktlinsen aus Zelluloid, deren optische Qualität allerdings noch wenig überzeugte. Trotzdem war damit der erste Schritt zur Kunststofflinse und damit zu kleineren und besser verträglichen Kontaktlinsen getan.

1929 1929 machte Csapody Abdrücke von Augen, nach deren Modell dann Kontaktlinsen gefertigt wurden. Joseph Dallos, ein ungarischer Physiker, perfektioniert die Methoden zur Abnahme der Form von lebenden Augen, für die Herstellung von individuellen Linsen.  
1936 William Feinbloom, ein New Yorker Augenoptiker, fertigt die erste amerikanische Kontaktlinse und führt den Gebrauch von Kunststoff ein.  
1946 Einen großen Fortschritt in der Kontaktlinsenforschung bringt die Erfindung des Kunststoffs Methylmethacrylates, besser bekannt unter dem Namen Plexiglas. Das zur Linsenherstellung noch heute verwendete PMMA (Polymethylmethacrylat) wurde bereits in den späten dreißiger Jahren entwickelt. Durch den Krieg kam die Entwicklung der Kontaktlinsenoptik aber zum Erliegen, so dass erst 1946 die erste Linse aus Kunststoff von Heinrich Wöhlk in Kiel hergestellt wurde. Heinrich Wöhlk, von Kindheit an selbst stark fehlsichtig (+8,0 Dioptrien), experimentierte 1946 mit Sklerallinsen aus dem zur damaligen Zeit neuartigen Kunststoff Plexiglas. Seine entscheidende Idee war es, auf den Skleralteil zur Anpassung an die Augenform zu verzichten und nur den kleinen optischen Cornealteil mit sorgfältig gerundetem Rand auf die Mitte des Auges zu setzen. Dieses innovative Produkt war der Startpunkt der Unternehmensgründung.
 
1955 Die Chemiker Otto Wichterle (1913-1998) und Drahoslav Lim in Prag experimentieren mit weichen, wasserabsorbierenden Kunststoffen, die sie entwickelt haben und melden die "Weichlinsen" (auch Hydrogellinsen genannt) 1955 zum Patent an. Ab 1961 laufen klinische Studien.
1971 Seit 1971 erscheinen auf dem amerikanischen Markt weiche Kontaktlinsen der Firma Bausch & Lomb.


1977 Erstes Erscheinen der gas- bzw. sauerstoffdurchlässigen Kontaktlinse, aus dem Material CAB (Cellulose-Aceto-Butyrat), auf dem Markt. Im Gegensatz zur absolut gasundurchlässigen Linse aus PMMA (Plexiglas) kann die Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff nun auch durch die Linse hindurch erfolgen, was eine bessere Verträglichkeit zur Folge hat.
1978 Die ersten torischen Kontaktlinsen (bei Astigmatismus, Hornhautverkrümmung) sind entwickelt und bereit für die Verbreitung zunächst jedoch nur in den USA.
 
1979 Die ersten harten, gasdurchlässigen Kontaktlinsen aus dem Copolymer PMMA und Silikon werden für den kommerziellen Vertrieb verfügbar.
 
1980 Gefärbte weiche Kontaktlinsen tauchen im Handel auf.
1981 Die ersten weiche Kontaktlinsen mit verlängerter Tragezeit werden verfügbar.
 
1982 Bifokal-Kontaktlinsen tauchen auf dem Markt auf. Sie sind den Brillengläsern mit einer Stärke für die Ferne und die Nähe ähnlich.
1983 Die ersten gefärbten RGP (Rigid Gas Permeable, sauerstoffdurchlässige, harte, flexible Kontaktlinsen) Kontaktlinsen wurden verfügbar.
 
1986 RGP Kontaktlinsen mit verlängerter Tragezeit wurden verfügbar.
 
1987 Weiche Wegwerf-Linsen wurden verfügbar. Weiche farbige Kontaktlinse wurde verfügbar, somit wurde der Wechsel der Augenfarbe möglich.

1991 "Tauschlinsen" ( weiche Kontaktlinsen, die in regelmäßigen, kurzen Abständen erneuert werden) kommen auf den Markt.
1992 Gefärbte Einmal-Linsen werden verfügbar.
1996 Erste Einmallinse mit UV-Absorber

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